Haus Fuchsfels
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Die Legende vom Fuchsfels

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Beitrag  Manon F. Fr März 28, 2014 10:24 am

Es war zu der Zeit, als die Königreiche noch jung waren und keine Namen trugen. In den Landen herrschte Aufruhr und Krieg. Marodierende Gruppen zogen durch die Wälder, teils bezahlt, um ein Oberhaupt zu töten, teils auf eigene Rechnung, weil sie keine andere Möglichkeit mehr sahen, sich am Leben zu halten. Es herrschte das Recht des Stärkeren und die Bewohner kleinerer Dörfer oder Anwesen lebten in ständiger Furcht vor Überfall und Tod oder Schlimmerem.

Zudem hatte der Winter ein strenges Regiment gehalten. Der Frost hielt sich länger als üblich und das Wild, das nicht in tiefem Schlummer dem Winter trotzte, hungerte und wanderte ab, auf der Suche nach ergiebigeren Futtergründen. Die Vorratskammern und Speicher der Dörfer waren leer und die Jagd so aussichtslos wie gefährlich. Trotzdem beschloss Bormius aus dem Bergfall an einem trüben Tag im Vorfrühling sich aufzumachen, um Etwas zu jagen. Entweder würde er erfolgreich sein und seine Familie ein paar weitere Tage am Leben halten können oder er hätte zumindest alles getan, was in seiner Macht stand.

Im fahlen Licht des frühen Tages zog er los, dick eingepackt in warme Felle, um der Witterung zu trotzen, den Bogen samt einem Pfeil griffbereit in der Hand. Er kam nur mühsam voran, kämpfte sich durch noch immer tief liegenden Schnee und über unwegige Geröllhalden. Das Land wirkte trostlos und grau, und war er morgens noch  voller Elan losgezogen, so passte sich seine Stimmung langsam der Melodie der Landschaft an. Kein Wild war zu sehen, nicht mal ein einsamer Vogel war zu hören, nur der Wind, der ihm unablässig die Tränen in die Augen trieb und das Knirschen des gefrorenen Bodens unter seinen schweren Stiefeln. Sein Atem blieb in kleinen weißen Wolken in der Luft hängen, bevor er sich mit dem tief liegenden nassen Nebel verband und unsichtbar wurde.

Er war schon ein paar Stunden gewandert, das Licht, das eigentlich nie da gewesen war, schwand zusehends und Bormius überlegte gerade, ob er umkehren oder lagern sollte, als er ihn sah.

Er stand direkt vor ihm und sah ihn an. Im düsteren Grau der Umgebung wirkte sein Pelz, als würde er brennen. Bormius hielt den Atem an. Langsam, ganz langsam wanderte sein Arm nach oben. Die Hand legte den Pfeil auf die Sehne, er zielte….doch der Fuchs verschwand. Geschwind huschte er zwischen die Bäume, doch schnürte er nicht davon und außer Sicht, wie man es hätte erwarten können, nein, es schien, als würde er auf Bormius warten. Immer wieder blieb das Tier stehen und sah zu ihm und erst, wenn es sicher sein konnte, dass der Mann ihm folgte, lief es weiter.

Bormius konnte später nicht sagen, wie lange sie so gelaufen waren, vielleicht nur ein paar Minuten, vielleicht ein paar Stunden, durch den Wald, die Hänge der Berge hinauf und wieder hinab, durch ein Tal und über einen eisigen Fluss.

Schließlich, auf einem Felsen, blieb der Fuchs stehen. Wieder wollte Bormius die Gelegenheit nutzen und den Fuchs erlegen, als eine Stimme an sein Ohr drang. War es eine Täuschung? Vielleicht nur der Wind? Und wieso sah der Fuchs ihn so an?

Das Tier schien ihn eindringlich anzusehen, dann wandt es seinen Kopf in Richtung des Abgrunds. Ein Knacken war zu hören. Nun war Bormius sich sicher, das es keine Täuschung gewesen war. Geduckt schlich er nach vorn, kauerte nun fast neben dem Fuchs und schob seinen Kopf vorsichtig über die Kante des Felsüberhangs.

Er hielt den Atem an.
Unter ihm erblickte er ein Lager wilder nomadischer Krieger.  Im dämmrigen Licht zählte er mehr als ein Dutzend großer Zelte und genauso viele Feuer, um die die meisten sich versammelt hatten. Sie waren schwer bewaffnet und offensichtlich zum Aufbruch bereit.

Bormius zog seinen Kopf zurück. Fieberhaft arbeiteten seine Gedanken. Diese Krieger würden die kleinen Dörfer im Umkreis überfallen. Den Bewohnern stand der Tod oder ein Leben in Sklaverei bevor. Er musste sie warnen. Wenn sie gerüstet waren, wenn sie gemeinsam ihren Mann stehen würden, hatten sie vielleicht eine Chance. Langsam wanderte sein Blick zu dem Fuchs. Die Jagd hatte er vergessen. Nun galt es, Leben auf andere Weise zu retten.

Hastig machte er sich auf den Rückweg, ins nächste Dorf. Die ganze Nacht über wurden Boten von Dorf zu Dorf geschickt. Immer mehr Kämpfer, ausgerüstet mit allem, womit man kämpfen konnte, vom Breitschwert bis zur Heugabel, versammelten sich am Fuße des Felsens, auf dem der Fuchs Bormius die Gefahr gezeigt hatte.

Mit dem ersten Licht des neu beginnenden Tages hatte Bormius eine kleine Armee versammelt. Schlecht bewaffnet, aber entschlossen bis zum Äußersten zu gehen um ihr Leben und ihre Freiheit zu verteidigen, stürzten sie sich in den Kampf, von dem die Nomadenkrieger völlig überrascht wurden. Vom Felsen aus befehligte Bormius seine Truppe, bewies dabei Mut und Überblick und konnte schließlich mit seinen Mannen den Sieg feiern.

Seit diesem Tag war er nur noch als Bormius vom Fuchsfels bekannt. Die Männer, die er vor so schlimmem Schicksal bewahrt hatte, schworen ihm die Treue und fortan zählten die Nachkommen seiner Familie zu denen, die die Geschicke des Landes führten. Bormius selbst  schwor einen Eid, nie wieder einen Fuchs zu töten und später schmückte das Tier das stolze Wappen der Familie.

Leitspruch des Hauses: Es gibt nur eine Heimat! - Den Fuchs und den Fels!
Manon F.
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